Netzwerkbasierte Intrusion Detection Systeme (NIDS) #3: Ein praxisorientierter Vergleich von Microsoft Defender for IoT und Nozomi Networks

Industrial IoT

by josheph bell

November 18, 2025

Dies ist der dritte und letzte Beitrag unserer dreiteiligen Serie über Network Intrusion Detection Systems (NIDS). Falls Sie die vorherigen Teile verpasst haben, können Sie Teil 1 hier und Teil 2 hier nachlesen.

Netzwerkbasierte Intrusion Detection Systeme (NIDS) spielen eine zentrale Rolle in der Absicherung von Operational Technology (OT) und Industrial IoT (IIoT) Umgebungen. Sie ermöglichen die passive Überwachung des Datenverkehrs, die Erkennung von Anomalien und in einigen Fällen auch automatisierte Reaktionen auf Bedrohungen. Gleichzeitig unterstützen sie Unternehmen dabei, regulatorische Anforderungen wie NIST, ISO 27001 oder ISA/IEC 62443 zu erfüllen.

Doch nicht jedes NIDS ist für jede Umgebung geeignet – insbesondere im industriellen Bereich variieren die Anforderungen erheblich. Dieser Artikel vergleicht zwei marktführende Lösungen anhand technischer Dokumentation, Felderfahrungen und realitätsnaher Szenarien:

Microsoft Defender for IoT und Nozomi Networks.

Funktionsvergleich

NIDS Funktionsvergleich: Microsoft Defender for IoT vs. Nozomi Networks
Funktion Microsoft Defender for IoT Nozomi Networks
Asset-Erkennung Agentenlose, automatische Erkennung basierend auf IT- und gängigen OT-Protokollen. Eingeschränkte Sichtbarkeit auf Feldgeräte (z. B. BACnet, Profinet), sofern diese nicht aktiv kommunizieren. Tiefgreifende Protokollanalyse (DPI) mit breiter OT-Protokollunterstützung bis auf Feldebene. Erkennt auch passive oder ältere Industrieanlagen zuverlässig.
Bedrohungserkennung Signatur- und verhaltensbasierte Anomalieerkennung mit Microsoft Threat Intelligence. OT-spezifische Kontexte oder Firmware-Basierungen werden teilweise nicht erfasst. KI-gestützte Erkennung, Anomalie-Engine und Korrelation speziell für OT- und IIoT-Netzwerke.
Integration Native Integration in Microsoft-Dienste wie Azure Sentinel, Defender XDR und Purview. Firewall-Automatisierung ist nur mit individuellem Aufwand möglich. Umfangreiche API-Integration in SIEMs, EDRs und Firewalls (Check Point, Palo Alto, Fortinet). Vorgefertigte Playbooks verfügbar. Cisco-Firewalls derzeit nicht für automatisierte Regelsetzung bei Schwachstellen unterstützt.
Schwachstellenmanagement Basierend auf Fingerprinting; verknüpft CVEs mit erkannten Assets. Kann zu Fehlzuordnungen oder generischen CVEs führen. Manuelle Validierung erforderlich. Kontextbasiertes CVE-Mapping mit Firmware-Bewusstsein, Risikoanalyse und Bewertung der Asset-Kritikalität.
Cloud-/On-Premises-Modell Cloud-first-Ansatz mit Edge-Sensoren und Azure-Verwaltung. Eingeschränkter Einsatz in vollständig isolierten Umgebungen. Fokus auf On-Premises-Betrieb, optional mit hybrider oder vollständiger Cloud-Verwaltung über Nozomi Vantage. Ideal für hochregulierte oder isolierte OT-Netzwerke.
Firewall-Integration Grundlegende Richtlinienintegration über Azure Sentinel möglich. Keine nativen Playbooks für spezifische Anbieter. Native Playbooks für Anbieter wie Palo Alto, Check Point und Fortinet. Automatisierte Regelsetzung möglich. Cisco-Firewall-Automatisierung derzeit nicht verfügbar.

Technische Umsetzung und Bedienbarkeit

NIDS Setup-Vergleich: Microsoft Defender for IoT vs. Nozomi Networks
Aspekt Microsoft Defender for IoT Nozomi Networks
Bereitstellung Schlanker Sensoransatz. Schnelle Implementierung in Azure-zentrierten Umgebungen. Für vollständige OT-Sicht oft zusätzliche Infrastruktur nötig (z. B. Mirror-Ports). Strategische Sensorplatzierung notwendig, dafür vollständige Sichtbarkeit. Unterstützt physische und virtuelle Appliances.
Benutzerfreundlichkeit Zentralisierte Steuerung über Azure-Dashboard. Ideal für Microsoft-orientierte IT/SOC-Teams. Speziell für OT-Teams entwickelt. Umfassende Anpassung von Dashboards, Warnungen und Erkennungslogik.
Anpassungsfähigkeit Mittel – vorgefertigte Vorlagen und Regeln innerhalb von Azure. Begrenzte Optionen für OT-spezifische Anforderungen. Hochgradig anpassbar – Regeln, Playbooks, Dashboards und Korrelation können detailliert angepasst werden.
Skalierbarkeit Gut skalierbar über Azure-Infrastruktur. Einschränkungen bei stark segmentierten oder isolierten Netzwerken. Skalierbar über mehrere Standorte, sowohl On-Prem als auch über Vantage SaaS. Besonders geeignet für verteilte OT/IIoT-Netzwerke.

Lizenzierung und Kosten

NIDS Kostenvergleich: Microsoft Defender for IoT vs. Nozomi Networks
Kategorie Microsoft Defender for IoT Nozomi Networks
Lizenzmodell Abonnement pro Sensor, Asset und Cloud-Nutzung. Abrechnung über Azure Marketplace. Lizenzierung pro Applikation oder Standort, zzgl. Software-Abonnement.
Initialkosten Geringe Einstiegskosten für Cloud-orientierte Unternehmen. Höher, insbesondere bei physischen Applikationen oder On-Prem-Betrieb.
Betriebskosten Nutzungsbasierte Abrechnung („Pay-as-you-go“). Kann bei hohem Datenvolumen steigen. Vorhersehbare Kosten nach Inbetriebnahme. Variiert je nach Supportmodell und Umfang.
Preistransparenz Öffentliche Preise über Microsoft-Portale und Azure Marketplace verfügbar. Erfordert direkte Vertriebsanfrage. Geringere Transparenz im Vergleich.

Support und Community

NIDS Support-Vergleich: Microsoft Defender for IoT vs. Nozomi Networks
Bereich Microsoft Defender for IoT Nozomi Networks
Support-Kanäle Microsoft Premier Support, Unified Support oder Partner-Support verfügbar. Rund-um-die-Uhr-Hotline bei kritischen Vorfällen. Weltweiter 24/7-Support mit direktem Zugang zu technischen Ansprechpartnern.
Community & Dokumentation Umfassende öffentliche Dokumentation, Microsoft Learn, GitHub-Ressourcen und Lernpfade verfügbar. Gute interne Wissensdatenbank. Weniger öffentlich zugängliche Community-Inhalte im Vergleich zu Microsoft.
Schulungen Kostenlose und kostenpflichtige Schulungen und Zertifizierungen über Microsoft Learn. Schulungen für Partner und Kunden verfügbar (kostenpflichtig).
Updates und Patches Regelmäßige automatische Updates über Azure, inklusive Bedrohungsdatenbank. Regelmäßige Updates verfügbar. Bei On-Premises-Systemen teilweise manuelle Updates erforderlich.

Fazit

Beide Optionen sind erstklassige NIDS-Lösungen. Unternehmen, die eine umfassende Integration in Microsoft Azure, eine schnelle Bereitstellung und Cloud-Skalierbarkeit benötigen oder bereits in Microsoft-Lösungen investiert haben, sollten Microsoft Defender for IoT wählen. Unternehmen, die besonderen Wert auf hochgradig anpassbare, granulare Überwachung von komplexen industriellen Umgebungen im On-Premises-Modell legen oder über isolierte Netzwerke verfügen, sollten auf Nozomi Networks setzen.

Letztlich hängt die Wahl der richtigen Lösung vom bestehenden IT-/OT-Stack, den Anforderungen an Sichtbarkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Integrationsfähigkeit ab.

Dies ist der dritte und letzte Beitrag unserer NIDS-Serie. Vielen Dank fürs Lesen – und bleiben Sie dran für weitere Einblicke in die industrielle Cybersicherheit.